Die St. Matthias Kirche liegt im Zentrum der Stadt Neuwied und wurde im Jahr 1901 vollendet. Aufgrund ihrer Größe und dem 63m hohen Turm ist sie das prägende Bauwerk in ihrem Umfeld. Als dreischiffige Hallenkirche, ist sie an spätgotischen Formen orientiert. Dabei wirkt der Innenraum aufgrund seiner Größe (Länge 53m; Breite 23m; Höhe 19,5 m) und Gestaltung sehr licht. Die Ausstattung stammt im Wesentlichen aus der Bauzeit und ist dem damaligen Historismus verpflichtet.
Wie alle Kirchen wurde die St. Matthias Kirche als ein rein für den Kult ausgesonderter Raum gebaut. Dem Kirchenbesucher zeigen sich ein typisches Kirchengebäude und ein typischer Kirchenraum aus der Wende des 19. zum 20. Jahrhunderts. Dies macht den Raum überaus gefällig. Als elektizistisches Bauwerk steht die Matthias-Kirche aber auch für eine romantische Sehnsucht nach dem Vergangenen. Vielleicht symbolisch für eine Verbindung von Himmel und Erde – oder besser gesagt für die Bindung zwischen Gott und seinem Volk, der Kirche. Durch die architektonische und künstlerische Gestaltung des Raums stellt das Gebäude auch heute noch die Frage nach Gott und Mensch, nach Himmel und Erde: In den nach oben strebenden Pfeiler, dem Deckengewölbe, den großen Fensterflächen und der Größe (immerhin 19.000m³) und Erhabenheit des Raums.
Dieser Raum muss aber auch den Widerspruch heutiger Künstler hervorrufen, da er für ein Verständnis von Kunst steht, das zu einer Entfremdung von Kunst und Kirche geführt hat. Obwohl es doch bei beiden eine kaum zu stillende Leidenschaft für das Thema Gott/Transzendenz gibt.
Ein weiterer Aspekt liegt in dem Zweck dieses Raums: Liturgie zu feiern. Liturgie als heilige Handlung ist auch künstlerisches Geschehen, das sich selbstverständlich künstlerischer Formen bedient: Rhetorik, Musik, Dichtung, Tanz… Für eine „Verheutigung“ liturgischer Formen bedarf es aber einer engen Zusammenarbeit mit den künstlerisch Schaffenden unserer Zeit. Diese Zusammenarbeit darf sich aber nicht nur auf liturgische Geräte und Textilien beschränken. Vielmehr muss sich die Ästhetik der Liturgie durch die zeitgenössische Kunst, Kunstschaffende und Kunstinteressierte befruchten lassen.